Wer agiert erfolgreicher: Selbst zusammengestellte oder zufällig bestimmte Teams?

Divers aufgestellte Teams haben bei der Arbeit entscheidende Vorteile und erzielen bessere Ergebnisse – so die vorherrschende Meinung. Im Gegensatz dazu neigen Teams, die aus sehr ähnlichen Charakteren zusammengestellt sind, zu Einigkeit und Harmonie in der Gruppe. Dabei passiert es jedoch schnell, dass kritische Meinungen ignoriert werden, auch wenn sie im Sinne einer besseren Lösung sind. Forschende der WHU – Otto Beisheim School of Management und des Wissenschaftszentrums Berlin haben diese Annahmen in einem mehrjährigen Experiment untersucht und kommen zu dem Schluss: Selbst gewählte und zufällig zusammengestellte Teams können je nach Aufgabenstellung unterschiedliche Vorteile haben.

Sollten Beschäftigte ihre Teams selbst wählen dürfen? 

Alle Menschen arbeiten gerne mit Kollegen zusammen, die ihnen ähnlich sind – dies liegt in der psychologischen Natur des Menschen. In homogenen Teams entsteht jedoch oft auch Druck, der mehrheitsfähigen Meinung zu folgen, um nicht als Quertreiber dazustehen oder die Harmonie in der Gruppe zu gefährden. Weil dadurch stellenweise bessere Lösungsansätze nicht berücksichtigt werden, treffen Teams manchmal suboptimale Entscheidungen. Die jüngere Forschung zeigt jedoch auch immer deutlicher, dass Menschen in diversen Teams motivierter sind, mehr leisten, kreativere Ergebnisse erzielen und risikobewusster handeln. Wie Arbeitgeber ihre Teams zusammenstellen sollten, scheint somit klar – oder etwa doch nicht?

Agile Arbeitsmethoden fördern homogene Teams

Viele Unternehmen folgen dem Trend und führen agile Arbeitsmethoden ein, um so Arbeitsprozesse flexibler zu gestalten. Mitarbeitende bekommen dabei die Möglichkeit, selbst festzulegen, mit welchen Kollegen sie aufgabenbezogen zusammenarbeiten möchten. Durch diese „Selbstselektion“ sollen sie sich stärker mit ihrer Aufgabe identifizieren und dadurch bessere Leistungen erbringen.

Die Zusammenstellung diverser Teams steht jedoch der menschlichen Tendenz, sich mit Menschen zu umgeben, die ähnliche Interessen, Persönlichkeitsmerkmale und Fähigkeiten haben wie sie selbst, entgegen. Im Volksmund ist sie in der Redewendung „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ bekannt, die Sozialpsychologie beschreibt sie als „Homophilie“. Teams, die sich selbst zusammengefunden haben, identifizieren sich auf der einen Seite besser mit ihrer Aufgabe und dem Team, auf der anderen Seite vernachlässigen sie aber die Vielfalt und neigen dazu, ihre Ähnlichkeit überzubetonen.

Selbstselektion nicht immer von Vorteil

Die kürzlich veröffentlichte Untersuchung des Forschungsteams um Juniorprofessor Rainer Michael Rilke trägt den Titel „When, and Why, Do Teams Benefit from Self-Selection?“. Sie belegt, dass selbst zusammengestellte Teams dann stärker sind, wenn ihre Aufgaben mit einem höheren Koordinationsaufwand verbunden sind und stärkere Zusammenarbeit erfordern.

Umgekehrt zeigten zufällig zusammengestellte Teams die besseren Ergebnisse, wenn Aufgaben verhältnismäßig wenig Koordination oder Zusammenarbeit erforderten und die Fähigkeiten des einzelnen Teammitgliedes bedeutender für den Teamerfolg waren. Wenn Letzteres der Fall ist, sorgt der Zufall zumeist dafür, dass in jedem Team mindestens ein sehr fähiges Teammitglied ist, während sich in selbst zusammengestellten Teams häufig ausschließlich sehr gute aber teilweise auch nur schwächere Teammitglieder zusammenfinden, die über ähnliche kognitive Fähigkeiten verfügen.

Weitere Informationen und den PDF-Download der Studienergebnisse findet man hier.

Quelle: WHU – Otto Beisheim School of Management

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