Neue Studie des McKinsey Global Institute (MGI) zu den volkswirtschaftlichen Potenzialen von Künstlicher Intelligenz

 Mit fortschreitender Entwicklung von generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) ergeben sich enorme Potenziale für die Weltwirtschaft. Eine neue Studie des McKinsey Global Institute (MGI), dem volkswirtschaftlichen ThinkTank der Unternehmensberatung McKinsey & Company, zeigt: GenAI-Technologien wie ChatGPT oder DALL-E können theoretisch einen jährlichen Produktivitätszuwachs von 2,6 bis 4,4 Billionen US-Dollar ermöglichen.

Die tatsächlichen Auswirkungen könnten sogar höher ausfallen, würde GenAI in Software wie etwa Textverarbeitungsprogramme oder Chatbots integriert, wodurch frei werdende Arbeitszeit für andere Aufgaben genutzt werden kann, heißt es in der vorgestern veröffentlichten Pressemitteilung zum neuen Report.

Finanzdienstleistungen, High-Tech, Medien und Biowissenschaften profitieren am meisten

Etwa 75 Prozent des geschätzten Werts wird GenAI in den Bereichen Kundenservice, Marketing und Vertrieb, Softwareentwicklung sowie Forschung und Entwicklung schaffen – und damit in stark wissens- und personalbasierten Bereichen. In einer Analyse von 63 Anwendungsfällen in 16 Geschäftsfunktionen wurden konkrete Herausforderungen identifiziert, die durch diese Technologie gelöst werden können. Beispiele sind die Unterstützung von Interaktionen mit Kunden, die Erstellung von Inhalten sowie das eigenständige Generieren von Softwarecode auf der Grundlage natürlicher Sprachanweisungen. Branchen wie Finanzdienstleistungen, High-Tech, Medien und Biowissenschaften könnten im Vergleich den größten Nutzen durch GenAI realisieren.

„Die zunehmende Entwicklung von GenAI eröffnet eine neue Ära der technologischen Innovation. GenAI ist ein Hilfsmittel, um die Produktivität zu steigern und das globale Wirtschaftswachstum anzukurbeln“, sagt Gérard Richter, Senior Partner im Frankfurter McKinsey-Büro und Leiter von McKinsey Digital in Deutschland und Europa.

Für die Bewertung des ökonomischen Potenzials von GenAI haben die Studienautor:innen neben der Analyse möglicher Anwendungsszenarien auch über 100 Branchenexperten befragt. Anhand der globalen Wirtschaftsstruktur im Jahr 2022 wurde dann der potenzielle jährliche Wert dieser GenAI-Anwendungsfälle errechnet. Dabei handelt es sich um eine konservative Abschätzung: Unberücksichtigt bleibt das Wertschöpfungspotenzial, sollte GenAI völlig neue Produkt- oder Dienstleistungskategorien hervorbringen.

Um zu ermitteln welche Berufe, Tätigkeiten und Qualifikationslevel am meisten Potenzial haben, hat die Studie sowohl 850 Berufe (Verkäufer, Lehrer, Krankenpfleger etc.) sowie 2.100 konkrete Tätigkeiten innerhalb dieser Berufe (Begrüßung von Kunden, Reinigungstätigkeiten, Zahlungen etc.) analysiert.

Komplexe, hochqualifizierte und hochbezahlte Bereiche mit signifikantem Automatisierungspotenzial

Ein weiteres Studienergebnis: Die aktuelle Entwicklung von GenAI wird die Veränderungen in der Arbeitswelt beschleunigen. Die Technologie hat das Potenzial, Arbeitsschritte zu automatisieren, Menschen von Routinearbeiten zu entlasten und so neue Freiräume für kreative Arbeit und Innovation zu schaffen. Damit könnte auch das insgesamt verlangsamte Produktivitätswachstum der letzten Jahrzehnte ausgeglichen werden.

Anders als bei bisherigen Technologiesprüngen stehen bei der GenAI im Kern nicht physische Prozesse im Mittelpunkt, sondern die komplexen, hochqualifizierten und hochbezahlten Arbeitsbereiche. Das größte Automatisierungspotenzial erfahren Arbeitsbereiche, die einen Bachelor- oder Masterabschluss und eine Promotion erfordern. Ein Blick auf konkrete Berufsfelder zeigt hier vor allem für Lehrberufe (38 Prozentpunkte) ein signifikantes Automatisierungspotenzial durch GenAI (über bestehende KI-Anwendungen hinaus).

Der komplette Studienreport steht auf der Website von McKinsey zum kostenfreien Download zur Verfügung.

Quelle: McKinsey&Company

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