Forschungsstudie zur „Fairen Arbeitswelt“ zeigt Defizite in Organisationen auf    

Ob sich Beschäftigte fair behandelt fühlen, ist in besonderem Maße vom Informations- und Kommunikationsverhalten der Akteure innerhalb einer Organisation sowie dem Umgang mit und durch Führungskräfte abhängig. Mitarbeitende legen hohen Wert auf diese kulturprägenden Bereiche. Gleichzeitig sehen sie ihre Erwartungen hier zu großen Teilen nicht erfüllt. Dies sind zentrale Ergebnisse der Forschungsstudie „Faire Arbeitswelt“, die die iba Internationale Berufsakademie in Nürnberg in Zusammenarbeit mit der berufundfamilie Service GmbH durchführte.

Wertschätzende und respektvolle Kommunikation besonders wichtig

Für die Untersuchung wurden 1.134 Beschäftigte anhand von insgesamt 33 Aspekten befragt, was sie im beruflichen Kontext als fair empfinden und inwieweit ihre Arbeitgeber die Vorstellungen erfüllen.

Die Studie bestätigt: Respekt und Wertschätzung sind für Beschäftigte Grundpfeiler einer fairen Arbeitswelt. Ausdruck finden sie vor allem durch umfassende und fortlaufende Information und Kommunikation – auf Teamebene und auch mit Führungskräften. So ist eine wertschätzende und respektvolle Kommunikation innerhalb des Teams bzw. mit Kolleginnen und Kollegen für 97 Prozent der Beschäftigten wichtig. Dazu zählen 81,5 Prozent, denen dies sogar sehr wichtig ist.

Gleichzeitig ist es für 96 Prozent der Beschäftigten essenziell, dass Vorgesetzte mit ihren Anliegen respektvoll und wertschätzend umgehen. Entsprechend wünschen sich auch 95 Prozent der Befragten, mit den Führungskräften auf Augenhöhe zu kommunizieren. Mit 93 Prozent Zustimmung in der Wichtigkeit ist auch der konstruktive Umgang mit Fehlern ein essenzieller Baustein der fairen Arbeitswelt für die Beschäftigten.

Führung auf Distanz gelingt unzureichend

Jedoch scheint der Informations- und Kommunikationsbedarf der Beschäftigten nicht ausreichend gedeckt zu sein – etwas, was sicherlich durch das Arbeiten auf Distanz in den vergangenen Coronajahren verstärkt wurde. Während beispielsweise 91 Prozent der Beschäftigten eine verständliche und verständnisvolle Organisationskommunikation wichtig finden, sehen dies lediglich rund 40 Prozent in ihrer Organisation als tatsächlich gegeben an. Und nur gut 44 Prozent der Beschäftigten finden, dass sie transparente, vollständige und regelmäßige Informationen zu Organisationsentwicklungen erhalten. Dabei ist dies doppelt so vielen, nämlich 88 Prozent, wichtig.

Die Studie weist zudem darauf hin, dass Führung auf Distanz in weiten Teilen von den Beschäftigten als nicht gelungen wahrgenommen wird. Rund 81 Prozent der Beschäftigten finden es wichtig, dass Vorgesetzte fit für die Führung auf Distanz sind. Aber nur für ca. 38 Prozent erfüllen ihre Führungskräfte diese Erwartung. Eine gerechte Bewertung ihrer Arbeit, die 93 Prozent der Beschäftigten wichtig ist, ist nur in den Augen von 55 Prozent gegeben.

Konsequent kommunizieren und partizipativ führen

Studienleiterin Prof. Dr. Brigitte Waffenschmidt, iba, erläutert: „Der Kommunikations- und Informationsbedarf scheint sich insbesondere durch die Coronapandemie verändert zu haben. Der Informationsfluss hat sich durch die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitsmodelle gewandelt und die Geschwindigkeit des Austausches von Informationen nimmt zu. Hier benötigt es sicherlich Lösungsansätze, um diesen veränderten Informations- und Kommunikationsprozessen gerecht zu werden.“

Gemessen an den Resultaten ist es für Arbeitgeber unabdingbar, Inhalte, Umfang und Frequenz von Informationen stärker an den Bedarfen der Beschäftigten auszurichten. Ggf. ist auch zu hinterfragen, ob – für die jeweiligen Zielgruppen – die passenden Kanäle für die Ansprache genutzt werden.

Die Ergebnisse machen zudem den Wunsch von Beschäftigten sichtbar, dass Führungskräfte für das Führen von Teams bei Remote bzw. Hybrid Work weitergebildet werden. Darüber hinaus muss zwischen Mitarbeitenden und Führung mehr Klarheit darüber herrschen, wie Aufgaben auszufüllen und welche Leistungen gefragt sind. Gegenseitiges Erwartungsmanagement und transparente Bewertungskriterien von Führungskräften sind definitiv gefragt.

Alle Resultate der Forschungsstudie „Faire Arbeitswelt“ sind in einem Ergebnisbericht und einer Präsentation zusammengefasst, die über die Website der berufundfamilie kostenlos angefordert werden können.

Quelle: berufundfamilie Service GmbH

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