EY-Jobstudie 2023 zu Motivation, Zufriedenheit und Work-Life-Balance

Erst die Arbeit, dabei aber kein Vergnügen? Die Zufriedenheit der Beschäftigten in Deutschland ist massiv gesunken. Aktuell bezeichnet sich nicht einmal ein Drittel aller Befragten in Deutschland als zufrieden, wenn es um ihre Arbeitssituation geht. Noch am zufriedensten sind Führungskräfte: Mehr als die Hälfte der Top-Managerinnen und -Manager ist glücklich mit ihrer Arbeit. Knapp dahinter folgen Auszubildende, auch hier ist mehr als jeder Zweite generell zufrieden mit der eigenen Arbeit. Das sind Ergebnisse der alle zwei Jahre durchgeführten EY-Jobstudie, deren Bericht für 2023 kürzlich veröffentlicht wurde.  

Motivation im Job sinkt auf Tiefstand

Auch die Motivation unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern hat der Erhebung zufolge in den vergangenen zwei Jahren deutlich abgenommen: Zwar behauptet die große Mehrheit der Befragten (71 Prozent) von sich, motiviert bei der Arbeit zu sein, allerdings waren es 2021 noch 78 Prozent. Der Anteil der „hochmotivierten“ Angestellten ist innerhalb der vergangenen zwei Jahre von 28 Prozent auf 17 Prozent geschrumpft – es ist gleichzeitig der mit Abstand niedrigste Wert, seit EY diese Untersuchung durchführt.

Die stark gesunkene Job-Motivation und Zufriedenheit unter den Beschäftigten in Deutschland wertet Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung, Leiter Personal und Arbeitsdirektor bei EY, als Alarmsignal: „Eine niedrige Motivation geht zulasten der Produktivität der Unternehmen, die sich ohnehin noch mit den Folgen der Corona-Pandemie, hohen Energie- sowie Produktionskosten und Herausforderungen durch weltweit zunehmende geopolitische Spannungen konfrontiert sehen. Die Gründe für mangelnde Zufriedenheit und Motivation können vielfältig sein, die Folgen sind jedoch immer die gleichen: Durch das nicht genutzte Potenzial verlieren Unternehmen Milliarden.“

Am motiviertesten sind erneut die Führungskräfte: Knapp die Hälfte der Top-Managerinnen und Manager (45 Prozent) bezeichnet sich als „hochmotiviert“. Bei den Auszubildenden ist es knapp ein Drittel (32 Prozent), bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in leitender Stellung knapp ein Viertel (24 Prozent). Außerordentlich motivierte Fachangestellte, Angelernte (jeweils 15 Prozent) sowie Ungelernte (11 Prozent) sind dagegen eher die Ausnahme.

Mehr Mitsprachemöglichkeit führt zu größerer Zufriedenheit und Motivation

Die Hälfte der Befragten (50 Prozent), die den Führungsstil ihres Unternehmens als „gemeinsam und gleichberechtigt“ bezeichnen, gibt der Erhebung zufolge an, dass sie generell mit ihrem Job zufrieden sind. Nur 32 Prozent sind zufrieden in Unternehmen, wo zwar eigene Meinungen geäußert werden können, am Ende aber trotzdem immer der Chef entscheidet. Am wenigsten einverstanden mit ihrer beruflichen Situation sind Angestellte in Firmen, in denen der Chef ohne Mitsprache allein entscheidet – hier bezeichnen sich nur 13 Prozent als zufrieden.

Dazu Markus Heinen, Partner und Leiter People Advisory Services bei EY: „Je höher Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Hierarchie stehen, desto zufriedener sind sie. Dies ist wenig überraschend. Auffällig ist dagegen aber, dass Angestellte umso zufriedener sind, umso mehr sie in Entscheidungsprozesse mit einbezogen werden. Gleiches gilt für die Motivation.“

Stärkere Einbeziehung lohnt sich für Arbeitgeber

Denn auch die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigt mit ihrer stärkeren Einbeziehung. In Unternehmen, in denen der Chef und Führungskräfte gemeinsam mit den Angestellten entscheiden, bezeichnet sich fast jeder dritte Befragte (31 Prozent) als „hochmotiviert“. Durchschnittlich motiviert sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Firmen, in denen sich trotz Diskussionen am Ende immer der Vorgesetzte durchsetzt (17 Prozent). Entscheidet der Chef komplett autark, ist der Anteil der hochmotivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am geringsten (zehn Prozent).

Jan-Rainer Hinz rät den Arbeitgebern daher: „Sicherlich ist es nicht möglich, jede Entscheidung im Konsens zu treffen. Dies wollen die Angestellten auch gar nicht. Aber sie wollen, dass ihre Vorschläge und Ideen berücksichtigt werden, dass sie überhaupt gehört und wertgeschätzt werden. Hier wartet offensichtlich Arbeit auf die Personalabteilungen der Firmen – Arbeit, die sich lohnt, wenn man das vorhandene Potenzial und das mögliche Ergebnis betrachtet.“

Hier finden Sie die komplette Studie zum downloaden.

Quelle: Ernst & Young Global Limited (EYG)

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