Unterstützung durch digitale Lösungen und charismatische Führungstechniken

Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass die jüngeren Generationen in der Arbeitswelt im Homeoffice deutlich unproduktiver und unzufriedener sind als ältere Mitarbeitende. Verbesserungen versprechen sie sich von digitalen Lösungen für Kommunikation und Zusammenarbeit. Aber auch auf das Charisma der Führungskraft kommt es an, wie eine neue Studie von Forschenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) belegt.  

Jüngere Generationen benötigen im Homeoffice bessere Unterstützung  

Einer aktuellen repräsentativen Befragung von Enreach und YouGov zufolge bewertet ein Großteil der 2.000 befragten Personen Arbeit von zuhause eher positiv: So gaben rund 53 Prozent an, im Homeoffice flexibler zu sein als bei der Arbeit im Büro, 43 Prozent sind zufriedener und 40 Prozent produktiver. Etwas anders sieht es allerdings bei den jüngeren Umfrageteilnehmern im Alter von 18 bis 34 Jahren aus: Die jüngeren Generationen sind nach eigenen Angaben im Homeoffice unzufriedener und unproduktiver. So waren von den 18- bis 34-jährigen nur 32 Prozent der Meinung, im Homeoffice produktiver zu sein, nur 37 Prozent zufriedener. Die jüngeren Beschäftigten fühlen sich im Homeoffice zudem isolierter als andere Altersgruppen und es fällt ihnen besonders schwer, nach Feierabend abzuschalten.

Unterstützung versprechen sich gerade die jüngsten Umfrageteilnehmer von digitalen Lösungen für Kommunikation und Zusammenarbeit. Aus Sicht des Anbieters Enreach sind fehlende oder unzureichende digitale Lösungen wichtige Faktoren für Stress und Unzufriedenheit: „Wenn Lösungen nicht funktionieren oder wichtige Anwendungen im Homeoffice nicht zur Verfügung stehen, sind Nutzer natürlich frustriert und weniger produktiv. Zusätzlich sorgen das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, häufige Unterbrechungen und eine Informationsflut durch die Vielzahl eingehender Nachrichten auf unterschiedlichen Kommunikationswegen für Stress. Unternehmen müssen daher bei der Auswahl von Lösungen für den digitalen Arbeitsplatz genau hinschauen“, so Enreach-Geschäftsführer Dr. Ralf Ebbinghaus.

Daneben seien Unternehmen gefordert, ihre Mitarbeitenden im Umgang mit digitalen Lösungen und dem häufig damit einhergehenden Stress zu unterstützen. Abhilfe schaffen bereits einfache organisatorische Maßnahmen wie klare Regeln, wann jemand erreichbar sein muss – und wann nicht. Dabei braucht es eine Kultur, die Eigenverantwortung und Vertrauen stärkt, so die Empfehlungen von Enreach.

Charisma zählt vor allem in der Videokommunikation

Auf den Einfluss von charismatischen Führungstechniken in den Kommunikationskanälen Text, Audio und Video auf die Leistung der Beschäftigten zielt eine neue Studie von Forschenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ab. Im Fokus standen dabei mobiles Arbeiten sowie die Gig Economy, in der Aufträge über Online-Plattformen flexibel an Freischaffende vergeben werden.

Zu charismatischen Führungstechniken oder -taktiken (charismatic leadership tactics, CLTs), die erlernbar sind, gehören unter anderem verbale, paraverbale und nonverbale Mittel wie Metaphern, Anekdoten, Kontraste und rhetorische Fragen, Stimmlage, Tonfall, Mimik und Gestik. „Im persönlichen Gespräch können Führungskräfte das ganze Spektrum der CLTs einsetzen. Die digitale Kommunikation reduziert die Möglichkeiten, Charisma zu signalisieren“, erklärt Studienleiterin Petra Nieken, Professorin für Human Resource Management am Institut für Unternehmensführung des KIT. „Je nach Kommunikationskanal fehlen visuelle und/oder akustische Signale. Die Frage ist, ob die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darunter leidet oder ob diese ihre Erwartungen an den gewählten Kanal anpassen.“

Im ersten Teil der Studie führte Nieken dazu ein Feldexperiment mit den drei Kommunikationskanälen Text, Audio und Video einerseits sowie einer neutral vorgetragenen Aufgabenbeschreibung und einer mit dem Einsatz möglichst vieler CLTs andererseits vorgetragenen Aufgabenbeschreibung durch. In den neutralen Set-ups führten Videobotschaften zu geringeren Leistungen als Audio- und Textbotschaften. In den charismatischen Set-ups hingegen unterschieden sich die Leistungen nicht wesentlich.

Die Ergebnisse zeigen eine positive Wechselwirkung zwischen Videokommunikation und charismatischer Kommunikation – das charismatische Video führte zu besseren Ergebnissen als das neutrale Video“, erläutert Nieken. „Daraus lässt sich schließen, dass Führungskräfte vor allem dann einen stimmigen Eindruck vermitteln müssen, wenn sie den Videokanal nutzen.

Die gesamten Ergebnisse der Studie des KIT sind in der Zeitschrift The Leadership Quarterly veröffentlicht.

Quellen: Enreach / Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Mehr zum Thema:

Wie effizient sind hybride Meetings?

Bitkom: Sieben von zehn Erwerbstätigen sind im Sommerurlaub beruflich erreichbar

Arbeitswelt im Wandel

Neun von zehn Erwerbstätigen sehen ihre Zukunft im Homeoffice

„Viel hilft viel“ gilt auch bei den Benefits

Verlage müssen mit „Purpose“ punkten

Die Neuerfindung der Unternehmenskultur

Unbehagen zum Ende der Homeoffice-Pflicht

Digitale Skills als entscheidender Erfolgsfaktor

Unternehmen halten auch nach der Pandemie an hybriden Arbeitsmodellen fest

6 Lehren aus der Pandemie

New Work: Megatrend oder die neue Normalität?

Foto © Dylan Ferreira, unsplash