Studie von VDZ und KPMG zeigt, wie Verlage auf die Covid-19-Pandemie reagieren und wo derzeit ihre strategischen Schwerpunkte liegen

Die Verlagsbranche befindet sich schon seit geraumer Zeit in der digitalen Transformation. Doch die Corona-Krise hat auch sie vor ganz neue Herausforderungen gestellt und einen erneuten Digitalisierungsschub hervorgerufen. Wie reagieren Publisher auf die Krise – und wo liegen derzeit die Prioritäten bei den Verlagen? Antworten liefert eine neue Studie des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (VDZ) in Kooperation mit KPMG und Prof. Dr. Thomas Hess von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Besondere Aufmerksamkeit wurde in der Befragung auch dem Plattform-Business gewidmet. Wie stark nutzen Verlage externe Paid-Content-Plattformen wie iKiosk, Readly und Co. – und welche Chancen und Risiken sind damit verbunden?

Megatrends frühzeitig erkennen

Aus Sicht der 116 teilnehmenden Verlage, die zwischen März und Juni 2020 befragt wurden, haben drei große Megatrends weiterhin besondere Relevanz für die eigene Branche:

  • Demographischer Wandel
  • Trend zu mehr Nachhaltigkeit
  • Individualisierung der Lebensstile und Kundenbedürfnisse

Die Themen Datensicherheit und Automatisierung hingegen sind der Umfrage zufolge von geringer Bedeutung. Die Empfehlung der Studie: Auf Megatrends sollten die Verlage frühzeitig reagieren und die Folgen für das eigene Geschäft analysieren. Das Risiko besteht darin, Trends nicht rechtzeitig zu erkennen und die erforderlichen Anpassungen zu spät anzustoßen.

Strategische Schwerpunkte der Verlage

Im Hinblick auf die strategischen Schwerpunkte der Verlagshäuser wird der Anpassung von Ressourcen, Strukturen und Prozessen aktuell eine höhere Priorität eingeräumt als Technologie- und Wachstumsaspekten. Dies kann als Covid-19-Effekt gesehen werden – Optimierungsmaßnamen haben derzeit häufig Vorrang vor Expansionsmaßnahmen. Die Corona-Krise hat bei vielen Verlagen zudem auch den Anreiz geschaffen, die hauseigene IT-Struktur zu überarbeiten.

Die Erschließung neuer Geschäftsfelder oder Content-Formate hingegen ist für die Mehrheit der Befragten momentan von untergeordneter Bedeutung. Dennoch wird dem Auf- bzw. Ausbau von Video-Angeboten bei etwa einem Drittel der Verlage eine hohe Bedeutung beigemessen.

Fokusthema: Covid-19

Die große Mehrheit der befragten Verlagshäuser hat aufgrund der Corona-Pandemie mit Umsatzrückgängen zu kämpfen. Am stärksten betroffen von der Krise sind der Eventbereich, das Werbegeschäft und der Printvertrieb – also Bereiche, die oftmals Hauptumsatzträger in den Verlagen sind. Allerdings ist bei den Corona-Effekten der Befragungszeitpunkt zu beachten: Die im Frühjahr erhobenen Branchenangaben sind geprägt von Unsicherheit und Ungewissheit nach dem ersten Lockdown. Tendenziell zeichnet es sich allerdings ab, dass kleine Verlage tendenziell stärker betroffen sind als große – und dass einige Publisher am Ende sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen können.

Die Mehrheit der Verlage hat mit einer verstärkten und beschleunigten Digitalisierung auf die Krise reagiert und sieht sich mit ihrem Gesamtkonzept auch nach der Krise gut aufgestellt. Zudem zeigen die Ergebnisse der Studie, dass insbesondere der Vertrieb digitaler Inhalte, das mobile bzw. onlinebasierte Geschäft sowie Audio- und Podcast-Angebote von der Krise weniger stark betroffen sind.

Externe Plattformen als neue Vertriebschance?

Ein weiterer Fokus der Befragung lag auf der Nutzung externe Paid-Content-Plattformen durch die Verlagshäuser. Fast ein Drittel der befragten Unternehmen nutzt solche externen Plattformen wie iKiosk, Blendle, Readly oder auch Spotify für den Content-Vertrieb.

Insgesamt ergibt sich zu dem Thema ein geteiltes Bild in der deutschen Verlagslandschaft: Den Aufgeschlossenen (29 Prozent), die solche Plattformen als Chance betrachten, steht eine gleich große Gruppe von Skeptikern (29 Prozent) gegenüber, die darin vornehmlich ein Risiko sehen. 41 Prozent der Befragten sind allerdings noch unentschlossen, wie diese Vertriebskanäle zu bewerten sind.

Verlage, die solche externen Paid-Content-Plattformen bereits nutzen, konnten damit ihre Reichweite und ihren Bekanntheitsgrad steigern. Allerdings zeigt die Studie auch, dass der Anteil am Digitalumsatz häufig unter zehn Prozent ausmacht. Dennoch könnte es sich angesichts der Weiterentwicklung in diesem Segment für Verlagshäuser lohnen, die Content-Distribution über externe Plattformen mit Bezahlmodell zu testen.

Die kompletten Studienergebnisse sind ab sofort zum Download auf der Homepage des VDZ erhältlich. Einen Einblick in die Ergebnisse zum Schwerpunkt Content-Plattformen erhält man zudem in der Ausgabe 3/2020 der VDZ PRINT&more.

Quelle: Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) // KPMG AG

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Foto © Tuesday Temptation on unsplash