Ein Jahr nach Aufhebung der Homeoffice-Pflicht in Deutschland

Endlich wieder mit den Kolleginnen und Kollegen in der Kaffeeküche plauschen statt mit dem Laptop zu Hause am Küchentisch sitzen: Mit dem Ende der Corona-Maßnahmen nutzen mehr Beschäftigte ihren Arbeitsplatz im Büro, wie eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom zeigt. Auch die Vorstandsvorsitzende der New Work SE, Petra von Strombeck, ist überzeugt davon, dass Anteil an Remote-Arbeit wird wieder sinken wird. Doch der aktuelle Trend zur Rückkehr ins Büro betrifft nicht alle Branchen: Das ifo Institut sieht seit Aufhebung der Homeoffice-Pflicht Ende März letzten Jahres keine Veränderung bei der Nutzung des Heimbüros.

Kaffeeküche statt Küchentisch

Aktuell arbeiten noch gut zwei Drittel (68 Prozent), die von ihrem Arbeitgeber die Möglichkeit dazu bekommen, vollständig oder teilweise im Homeoffice. Im vergangenen Jahr waren es fast drei Viertel (74 Prozent), wie eine repräsentative Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom kürzlich ergab.

Die Rückkehr vom Küchentisch in die Kaffeeküche hängt vor allem mit dem Wunsch der Beschäftigten zu tun, sich wieder vor Ort mit den Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und nicht mehr nur virtuell. Außerdem äußerte ein Teil der Befragten das Bedürfnis, Berufliches und Privates stärker zu trennen. Als weitere Gründe wurden genannt:

  • eine langsame oder fehleranfällige Internetverbindung,
  • eine starke Präsenzkultur in den Unternehmen,
  • zu häufige Ablenkung durch Familie oder Mitbewohnerinnen und Mitbewohner
  • sowie das Fehlen eines richtigen Arbeitsplatzes zu Hause.

Angesichts des massiven Fachkräftemangels ist das Angebot hybrider Arbeitsmodelle, die zu einer besseren Work-Life-Balance, höherer Motivation und Produktivität beitragen können, für Unternehmen ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.“, so Bitkom-Präsident Achim Berg zu den Ergebnissen der Befragung.

Heimbüro stark verbreitet in IT, Beratung und Werbung  

Besonders häufig wird bei IT-Dienstleistern von zuhause gearbeitet, wie Konjunkturumfragen des ifo Instituts ergaben. Im Februar stieg dort der Anteil der Beschäftigten, die zumindest teilweise von zuhause arbeiten, auf 73,4 Prozent, nach 71,7 Prozent im November. Auch in der Unternehmensberatung (70,7 Prozent) sowie in der Werbung und Marktforschung (55,2 Prozent) ist das Heimbüro stark verbreitet. Im Verlagswesen liegt der Anteil bei 42,0 Prozent. Insgesamt arbeiten 35,6 Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungssektor zumindest teilweise aus dem Homeoffice.

Insgesamt stabilisiert sich der Anteil in der deutschen Wirtschaft bei rund 25 Prozent der Beschäftigten. Wir sehen seit Aufhebung der Homeofficepflicht Ende März letzten Jahres keine Veränderung“, sagt Jean-Victor Alipour, Experte für Homeoffice beim ifo Institut.

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Auch in der Themenwoche „Future of Work“ unseres Mitgliedsunternehmens turi2 ging es um die Rückkehr an die Büro-Arbeitsplätze und den Stellenwert hybrider Modelle. Petra von Strombeck beispielsweise, Vorstandsvorsitzende und CEO der New Work SE, bezeichnet sich selbst als bekennende Bürogängerin. Sie ist überzeugt: Der Anteil an Remote-Arbeit wird wieder sinken. Vom 27. Februar bis zum 5. März wurden im Rahmen der Themenwoche kluge Köpfe aus Medien, Marketing, Gesellschaft und Wirtschaft unter anderem danach befragt, wie die Zukunft der Arbeit aussieht, wie Unternehmen Mitarbeitende gewinnen und halten und welche Kommunikation zur Generation Z passt. Die Antworten sind hier nachzulesen: turi2.de/allgemein/future-of-work

„So führen Sie hybride Teams“ lautet der Titel der neuen kress pro-Ausgabe 1/2023. Darin erfahren Sie unter anderem, warum „Impulse“-Chefredakteurin Nicole Basel auf hybride Teams setzt und wie gute Führung in Nach-Corona-Zeiten gelingen kann. Hier geht’s direkt zur Ausgabe.

Quellen: Bitkom; ifo institut; turi2; kress.de

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Foto © LinkedIn Sales Solutions, unsplash