Was sich aus der Corona-Krise über virtuelle Führung und Zusammenarbeit lernen lässt 

In einer im Juni durchgeführten Umfrage der Jobbörse Indeed wurden in neun Ländern insgesamt rund 12.000 Arbeitnehmer und Arbeitsuchende befragt, wie die Corona-Krise sich auf ihre Jobsituation und ihren Ausblick auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt hat. Danach betrachten die Deutschen die Zukunft des Homeoffice eher nüchtern:

  • Von den in Deutschland befragten Arbeitnehmern ist nur etwa ein Viertel während der Pandemie ins Homeoffice gewechselt.
  • Lediglich rund 30 Prozent der deutschen Beschäftigten glauben, dass sich die Art und Weise, wie wir arbeiten, dauerhaft verändert. International ist das der niedrigste Wert.
  • Und nur gut die Hälfte der in Deutschland befragten Personen geht davon aus, dass ihr Arbeitgeber auch langfristig Homeoffice ermöglichen wird.

Blitzumfrage in der Medienbranche

Wie die Situation in der Medienbranche in Deutschland aktuell aussieht und welche Entwicklung des mobilen Arbeitens hier zu erwarten ist, hat der DIGITAL PUBLISHING REPORT mit seiner kürzlich durchgeführten Blitzumfrage in Erfahrung gebracht. Teilgenommen haben rund 500 Personen, davon 75 Prozent aus Medienunternehmen. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse in der Ausgabe #08/2020. Demnach sind lediglich 20 Prozent der Befragten wieder vollständig ins Büro zurückgekehrt. Knapp 40 Prozent arbeiten einen Teil zuhause, der Rest ist weiterhin komplett im Homeoffice.

Befragt nach dem Arbeitsmodell der Zukunft spricht sich mit fast 60 Prozent eine klare Mehrheit für eine Mischung aus beiden Arbeitsformen aus. Etwa 15 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden ziehen das Büro als Arbeitsplatz vor, der Rest kann sich vorstellen, dauerhaft im Heimbüro zu arbeiten.

Unternehmen zeigen sich offen für Homeoffice und Remote Work

Deutlich wird aus der Blitzumfrage aber auch, dass sich die Einstellung zum Arbeiten im Homeoffice durch die Corona-Erfahrungen vor allem auch auf Seiten der Unternehmen massiv verändert hat. 86 Prozent der Teilnehmenden geben an, dass ihre Arbeitgeber offen für Homeoffice und Remote Work sind. Bei 77 Prozent hat sich diese Einstellung erst durch die Pandemie-Zwangsdigitalisierung geändert.

Dieses Phänomen bestätigen auch weitere kürzlich durchgeführte Umfragen zum Thema Remote Work. Laut einer gemeinsam angelegten Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) hatten fast 70 Prozent der über 500 befragten Unternehmen ihre Angestellten zum Zeitpunkt der Befragung im Mai komplett ins Homeoffice geschickt. Bei gut 21 Prozent wurde das Modell einer 50:50-Aufteilung gewählt. Besonders die Geschwindigkeit und das Ausmaß der Umsetzung von Arbeit auf Distanz beeindruckte die Leiter der Studie.

Eine Personalleiterbefragung des ifo Instituts im Auftrag von Randstad Deutschland im zweiten Quartal 2020 ergab, dass bei 61 Prozent der befragten Unternehmen die Mitarbeitenden zumindest teilweise im Homeoffice waren. Theoretisch könnten der Umfrage zufolge 80 Prozent der Firmen Homeoffice-Arbeitsplätze anbieten. 47 Prozent sehen konkret ein Hochfahren des Homeoffice-Angebots auch nach der Pandemie vor.

Erfolgsfaktoren virtueller Führung und Zusammenarbeit

Damit die neue Homeoffice-Kultur in den Unternehmen nicht zur strategischen Fehlentscheidung wird, gilt es jedoch einige zentrale arbeitspsychologische Erkenntnisse virtueller Führung und Zusammenarbeit zu berücksichtigen.

Das ‚New Normal‘, oder auch das ‚New Different‘, wird in einem deutlich höheren Maß von einem Nebeneinander virtueller und im Büro stattfindenden Arbeits- und Kooperationsformen gekennzeichnet sein“, prognostiziert Dr. Josephine Hofmann vom Fraunhofer IAO. In ihrem Instituts-Blog gibt sie Führungskräften praktische Umsetzungstipps für den Weg ins „New Normal“.

Auch der Goinger Kreis, ein Forum und Thinktank für HR-Themen, sorgt sich darum, dass die Mitarbeiter und ihre sozialen und emotionalen Bedürfnisse beim neuen Homeoffice-Hype zu kurz kommen. In einer internationalen Studie mit dem Thema „Fernverbindung“ haben sie daher wichtige Learnings für die virtuelle Zusammenarbeit nach der Corona-Krise zusammengetragen.

Foto © Polina Zimmermann on Pexels

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