Deutsche Ergebnisse des Reuters Institute Digital News Survey veröffentlicht

Das für die deutsche Teilstudie des Reuters Institute Digital News Reports verantwortliche Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut (HBI) hat die Ergebnisse der diesjährigen Erhebung veröffentlicht.

Demnach geben im Jahr 2020 zehn Prozent der Befragten an, in den vergangenen zwölf Monaten für Online-Nachrichten Geld bezahlt zu haben. Das entspricht einem Anstieg von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (2019: 8 Prozent) und ist der höchste Wert, der seit Beginn der Studienreihe im Jahr 2013 gemessen wurde. Zuwächse in den Anteilen der Nutzer, die im Internet für Nachrichten bezahlen, sind in allen Altersgruppen zu beobachten. Am größten fällt er in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen aus: Waren es 2019 noch elf Prozent, die in dieser Altersgruppe für Online-Nachrichten zahlten, so stieg der Anteil der zahlenden Nutzer innerhalb eines Jahres auf 16 Prozent.

Abonnements oder Mitgliedschaften als bevorzugte Bezahlarten  

Steigende Zahlen lassen sich auch in fast allen abgefragten Bezahlmodellen wiederfinden. Am deutlichsten ist der Zugewinn für das fortlaufende Bezahlen in Form eines Abonnements bzw. einer Mitgliedschaft. 52 Prozent derjenigen, die für Nachrichten im Internet bezahlt haben, wählten dieses Bezahlmodell, im Vorjahr 2019 waren es noch 41 Prozent.

Die Nutzung von Print-Digital-Paketen sowie digitalen Einzelartikeln bzw. Einzelausgaben hingegen ist gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.

Nutzer vermuten hinter Paywalls kaum Mehrwerte  

Ein Großteil der erwachsenen Internetnutzer (46 Prozent) hat keine Bedenken, bestimmte Nachrichten zu verpassen, wenn sie Quellen, für die man bezahlen muss, nicht verwenden. Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass viele Nutzer hinter Bezahlschranken keine Exklusivität bzw. keinen Mehrwert vermuten, sondern dass die gleichen Informationen auch aus Quellen verfügbar sind, für die sie nicht zu bezahlen brauchen. Lediglich 16 Prozent haben Bedenken in Bezug darauf, durch Bezahlschranken Inhalte zu verpassen. Dieser Anteil ist in den Altersgruppen unter 35 Jahren deutlich größer als in den älteren Gruppen. Das könnte positiv als Hinweis gedeutet werden, dass insbesondere unter jungen Onlinern ein Bewusstsein entsteht, dass es auch im Internet durchaus Unterschiede zwischen der schnellen Inhalte- und Meinungsveröffentlichung und professionellem Journalismus gibt.

Die vom HBI vorgestellten Ergebnisse basieren auf Daten, die bereits zwischen Mitte und Ende Januar 2020, also vor der Corona-Pandemie, erhoben wurden. Das Umfrageinstitut YouGov befragte in Deutschland rund 2.000 Personen ab 18 Jahren. Damit gilt die Studie als repräsentativ.

Geänderte Nachrichtennutzung unter COVID-19-Bedingungen

Die geänderte Nachrichtennutzung unter COVID-19-Bedingungen wurde in einer separaten Studie erhoben, auf deren Ergebnisse im deutschen Bericht an ausgewählten Stellen verwiesen wird.

Demnach informieren sich während der Pandemie mehr erwachsene Internetnutzer in Deutschland über Nachrichtensendungen im linearen Fernsehen (72 Prozent) sowie über etablierte Nachrichtenanbieter im Internet (50 Prozent) und soziale Medien (39 Prozent). Die anteilige Nutzung von Radionachrichten und gedruckten Erzeugnissen ist zu Corona-Zeiten leicht rückläufig.

Quelle: Reuters Institute Digital News Survey 2020 / Leibniz-Institut für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut

Weiterführende Informationen:

Hier geht es zum kompletten Digital News Report in englischer Sprache.

Hier geht es zum Download der Ergebnisse für Deutschland auf der Homepage des HBI.

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