Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt Kompetenzwandel in Krisenzeiten

Seit Jahren schon ist die Welt im Dauerkrisen-Modus. Das verändert auch die Anforderungen am Arbeitsmarkt. Deutlich häufiger als vor der Krise verlangen Arbeitgeber in Stellenanzeigen Besonnenheit, Einfühlungsvermögen und eine positive Grundeinstellung von zukünftigen Mitarbeitenden. Eine von der Bertelsmann Stiftung in Auftrag gegebene Analyse von über 48 Mio. Online-Jobanzeigen zeigt, welche Kompetenzen in den Jahren 2018–2021 am häufigsten nachgefragt wurden und welche Unterschiede es zwischen verschiedenen Berufen und Regionen gibt.

Berufsübergreifende Kompetenzen werden immer bedeutender

Fachliche Fertigkeiten und Fähigkeiten reichen nicht mehr aus, um in den Berufswelten des 21. Jahrhunderts bestehen zu können. Soft Skills und andere  transversale – also berufsübergreifende – Kompetenzen werden immer bedeutender. Wer in Zeiten von Klimawandel, Umweltzerstörung, Pandemie und Kriegen seelisch gesund bleiben will, braucht persönliche Resilienz. Wer im Homeoffice statt im Firmenbüro arbeitet, muss vertrauenswürdig und digital kompetent sein. Entsprechend ändern sich die Stellenanforderungen der Unternehmen. Sie suchen nach Soft Skills für eine Arbeitswelt, die durch globale Krisen und gesellschaftliche wie auch wirtschaftliche Transformation stark unter Druck steht. Von ihren künftigen Mitarbeiterinnen erwarten Arbeitgeber durchschnittlich knapp sechs verschiedene transversale Kompetenzen, wie die neue Studie „Kompetenzwandel in Krisenzeiten“ der Bertelsmann Stiftung belegt.

In Zeiten der Dauerkrise steigt bei den Arbeitgebern besonders die Nachfrage nach den Soft Skills Besonnenheit (+73 Prozent), Einfühlungsvermögen (+39 Prozent) und einer positiven Grundeinstellung (+26 Prozent) deutlich an.

Einsatzbereitschaft und Teamfähigkeit bleiben die Spitzenreiter bei den Soft Skills

Dennoch hat selbst die Dauerkrise die Klassiker unter den Soft Skills nicht von ihren Spitzenplätzen verdrängen können. Die Arbeitgeber forderten im August 2022 in knapp der Hälfte der untersuchten Online-Stellenanzeigen „Einsatzbereitschaft“. In knapp einem Drittel der Job-Angebote ist „Teamfähigkeit“ gefragt. In einem Viertel der Anzeigen fordern sie „Selbstständigkeit“. „Kreatives Denken“ oder „Sorgfalt“ spielen dagegen nur eine nachgeordnete Rolle.

Zudem wird eine vermeintliche Selbstverständlichkeit durch die Untersuchung widerlegt: Das Thema Digitalisierung ist keineswegs auf breiter Front in der Arbeitswelt angekommen. Digitale Grundkompetenzen sind zwar besonders wichtig bei Finanzen, Recht und Management, in mehr als der Hälfte aller Berufsgruppen spielt der kompetente Umgang mit klassischen Office-Programmen dagegen nicht einmal in jeder zehnten Jobanzeige eine Rolle.

Auch wenn Online-Jobanzeigen nicht das gesamte Arbeitsmarktgeschehen abbilden, so liefern sie – mit in der vorliegenden Studie z. B. mehr als 48 Millionen Stellenanzeigen – eine überaus solide und repräsentative Datengrundlage. Zusammen mit der hohen Datenqualität liefert der Jobmonitor damit ein leistungsstarkes und aussagekräftiges Tool für das Monitoring des Arbeitsmarktes.

Die neue Studie „Kompetenzwandel in Krisenzeiten“ steht auf der Website der Bertelsmann Stiftung zum kostenfreien Download zur Verfügung.

Quelle: Bertelsmann Stiftung

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