3,5 Millionen Beschäftigte verließen 2021 auf dem Weg zur Arbeit ihr Bundesland – 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr

Trotz Corona und Homeoffice bleibt Deutschland eine „Pendlerrepublik“: Nach Einschätzung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zwingen teure Mieten und Häuserpreise Millionen Beschäftigte zu stundenlanger Fahrerei. So verlässt mehr als jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sein Bundesland auf dem Weg zur Arbeit, wie Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Fern-Pendler im Jahr 2021 um 4,5 Prozent zu.

Teures Wohnen zwingt die Menschen zum Pendeln

Längst nicht jeder kann Homeoffice machen – viele Menschen müssen weite Pendelwege in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu kommen.“, so IG BAU-Bundesvorsitzender Robert Feiger. Ein Hauptproblem: Das Wohnen habe sich in den vergangenen Jahren besonders dort extrem verteuert, wo viele Arbeitsplätze entstanden seien – in Metropolen wie Berlin, München und Frankfurt, aber auch in den Ballungsräumen und Universitätsstädten, erklärt Feiger und verweist dabei auf neueste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die die IG BAU ausgewertet hat. Demnach arbeiteten im vergangenen Jahr gut 3,5 Millionen Arbeitnehmer nicht in dem Bundesland, in dem sie lebten.

Baden-Württemberg und Hessen sind Einpendler-Länder

Zu den Ländern, in die besonders viele Menschen von außerhalb zum Arbeiten – sogenannte Einpendler – kommen, zählen neben dem Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen (461.000) auch Baden-Württemberg (426.000) und Hessen (408.000). Weitere Einpendler-Bundesländer sind Bayern (425.000) sowie die Stadtstaaten Hamburg (368.000) und Berlin (366.000).

Einen besonders hohen Anteil an Auspendlern – also Beschäftigten, die für den Job ihr Bundesland verlassen – gibt es in Niedersachsen (454.000), Rheinland-Pfalz (338.000), Brandenburg (305.000), Schleswig-Holstein (244.000) und Sachsen-Anhalt (141.000).

Deutlicher Anstieg bei regionaler Mobilität nach dem Lockdown-Ende

Die Pendlerstatistik der Bundesagentur für Arbeit beruht auf Angaben zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Diese legte zwischen 2020 und 2021 um 1,4 Prozent zu, also deutlich weniger stark als die Zahl der Pendelnden. Ob ein Arbeitnehmer vorübergehend im Homeoffice arbeitete und seinen gewohnten Arbeitsort nicht aufsucht, wird durch die Statistik zwar nicht erfasst. Doch aus dem Mikrozensus, für den das Statistische Bundesamt Haushalte befragt, geht hervor, dass die regionale Mobilität nach dem Ende von Lockdowns und Kontaktbeschränkungen wieder deutlich anstieg. So erreichte der Anteil der Menschen, die täglich 30 Kilometer und mehr zurücklegten, Anfang November vergangenen Jahres das Vorkrisenniveau (November 2019). Laut Statistikbehörde benötigten zuletzt 28 Prozent aller Berufspendler für die einfache Strecke zur Arbeit mehr als eine halbe Stunde.

Quelle: Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt

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