Jahrespressekonferenz 2023 des Medienverbands der freien Presse (MVFP)

Für die Zeitschriftenbranche haben sich im Geschäftsjahr 2022 die Umsätze im digitalen Vertriebs- und Werbegeschäft wie auch die Umsätze in den nicht-traditionellen Geschäftsfeldern mit einem zweistelligen Umsatzplus positiv entwickelt. Auf der gestrigen Jahrespressekonferenz des Medienverbands der freien Presse (MVFP) in Berlin war zu erfahren, dass allein die Umsätze mit diesen neuen Geschäftsmodellen fast fünf Milliarden Euro ausmachten, ein Plus von elf Prozent gegenüber 2021.

Dramatische Kostensteigerungen und Erlösrückgänge im Magazin-Geschäft

Allerdings haben die Zeitschriftenverlage in Deutschland die hart erarbeiteten Erlöszuwächse aus der Transformation der Geschäftsprozesse die hoch zweistellig gestiegenen Energie- und Papierpreise, explodierende Logistikkosten sowie die weitere Verteuerung der Zustellung im traditionellen Magazin-Geschäft nicht kompensieren können. Zusätzlich habe die hohe Inflation das Konsum- und Werbeklima sehr deutlich eingetrübt und die Umsätze auf den klassischen Geschäftsfeldern unter Druck gesetzt.

Die Entwicklung des letzten Jahres zeigt überdeutlich, dass es zur Intensivierung unserer Transformationsprozesse keine Alternative gibt. Überall in unserer Branche entstehen auf dem Fundament unserer Marken und unserer journalistischen Inhalte neue digitale Geschäftsmodelle. Damit schaffen wir die ökonomische Grundlage für eine auch in Zukunft vielfältige Presselandschaft. Diese Zukunft für den unabhängigen Journalismus der Verlage zu sichern, ist unser gesellschaftlicher Auftrag“, erklärte Philipp Welte, Vorstandsvorsitzender des MVFP und Vorstand von Hubert Burda Media, auf der Jahrespressekonferenz.

Auf diesem Weg der Transformation bildeten die „in keiner Weise mehr kontrollierbaren Kostensteigerungen“ in zahlreichen Marktsegmenten ein ernstes Existenzrisiko für einzelne Produkte und in der Kombination oft auch für ganze Verlage. Welte: „Die weltweit einzigartige Vielfalt journalistischer Zeitschriftenmedien ist ernsthaft gefährdet.“ Da weder aktuell noch perspektivisch mit einer Umkehr der Kostenentwicklung und einer signifikanten Besserung des Konsumklimas zu rechnen sei, gehe es für viele aus der Welt der Zeitschriften kommenden Medienunternehmen darum, ihre bestehenden Geschäfte durch veränderte Strukturen und Prozesse abzusichern und gleichzeitig durch hohe Investitionen in Innovation und Transformation ihre Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Diskriminierungsfreie Förderung von Zeitschriften und Zeitungen auf den Weg bringen

MVFP-Vorstandsvorsitzender Philipp Welte mahnte die Politik angesichts der in dieser Dimension nie dagewesenen wirtschaftlichen Bedrohung, sich für die Zukunft der freien Presse einzusetzen: „Es ist höchste Zeit, dass die Politik ihrer Zusage aus dem Koalitionsvertrag entspricht und diskriminierungsfrei Zeitschriften und Zeitungen in ordnungspolitisch einwandfreier Weise fördert. Den gesellschaftlichen Konsens der Einheit der Presse jetzt politisch in Frage zu stellen und Zeitschriften aus der Förderung periodischer Presse auszuschließen, wäre ein ordnungspolitischer Irrweg.“

Auch 84 Prozent der an der aktuellen MVFP-Trendumfrage teilnehmenden Medienunternehmen halten eine Förderung der Zeitschriften für notwendig, um den Verlagen die Chance auf weitere Investition in die digitale Transformation zu ermöglichen. Nur so könne unter den aktuellen Bedingungen und bei Preissteigerungen, die die Verlage in keiner Weise beeinflussen können, die Finanzierung von Innovation und Transformation der unabhängigen, journalistischen Leistungen von knapp 7.000 gedruckten Zeitschriftentiteln sowie den digitalen Kanälen dieser Marken für die Zukunft sichergestellt werden.

Zweistelliges Umsatzplus bei den nicht-traditionellen Geschäftsfeldern

Im Geschäftsjahr 2022 bleibt der Gesamtumsatz der Zeitschriftenverlage unter Einbeziehung nicht publizistischer (sonstiger) Geschäftsfelder mit 19,3 Milliarden Euro über alle Gattungen – Publikumspresse, Fachpresse und konfessionelle Presse – fast stabil (2021: 19,4 Mrd. Euro). Entscheidend dafür war das Wachstum der Fachmedien bei Veranstaltungen und Digitalumsätzen.

Die bereits zum fünften Mal von der Schickler Unternehmensberatung im Auftrag des MVFP ermittelten Umsatzerlöse der MVFP-Mitgliedsverlage in den sonstigen Geschäftsfeldern (Veranstaltungen, Bildung, Software sowie Services, Stellen- und Transaktionsplattformen) zeigen, dass die Transformation voranschreitet. So haben sich 2022 die Umsätze in nahezu allen Bereichen der sonstigen Geschäftsfelder erneut erhöht. Insgesamt erwirtschafteten die Verlage mit einem Plus von elf Prozent 4,91 Mrd. Euro nach 4,42 Mrd. Euro in 2021.

Ausführliche Informationen zur Jahrespressekonferenz, die Ergebnisse der MVFP-Trendumfrage für 2023 und den PDF-Download mit den aktuellen Branchendaten finden Sie auf mvfp.de  

Quelle: MVFP

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