Die Wiederentdeckung linearer Angebote können auch Zeitschriften für sich nutzen  

Abbildung © SZV

Podcast schlägt traditionelles Radio, E-Paper schlägt die Tageszeitung, E-Book die Fachzeitschrift. Das galt lange unter Medienexperten als ausgemacht. Nicht-Linearität der Medienangebote, so hieß das Zauberwort einer ganzen Branche. Und jetzt soll das alles so nicht mehr gelten. Die Medienmacher haben die Linearität neu entdeckt. Das hat Folgen.

Eine Leseprobe aus der neuen Ausgabe 3/2021 unseres Mitgliedermagazins impresso

 

 

 

Ausgerechnet Claus Strunz, der Chef von Bild TV, hat die Parole ausgegeben: „Linear ist Zukunft“. Anfänglich glaubten die Medienjournalisten, sich noch verhört zu haben. Aber Strunz bleibt seit Wochen hartnäckig bei seiner vorgetragenen Linie und erklärt sogar: „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass linear immer in Mode bleibt, weil das Leben viel Lineares hat.“

Dabei redet doch alle Welt von nicht-linearen Medienangeboten, die ständig verfügbar sind. Der Mediennutzer als Programmdirektor entscheidet, was er wann lesen, hören oder sehen will. Podcasts und Streamingdienste leben ja genau davon. Non-linear ist modern, das bleuen uns doch die selbsternannten Medien-Trendforscher auf allen möglichen Konferenzen über Future Media, Audience Development oder Digital Journalism regelrecht ein.

Falsche Wahrnehmung, meint Claus Strunz. Wer da etwas genauer hinschaue, entdecke doch sofort die Renaissance der Linearität von Medienangeboten. „Der Beweis dieser Hypothese ist, dass sehr viele, die non-linear begonnen haben, sich jetzt plötzlich lineare Schedules selber auftragen“, erklärt  Strunz.

Unser Alltag ist linear, Medien sollten es deshalb auch sein

Menschen brauchen Anker, Strukturen, Sendeplätze“, springt Alberto Horta von Tele 5 seinem Fernsehkollegen Strunz bei. Und Matthias Kirschenhofer von der Sport 1 Medien AG setzt da sogar noch eins drauf: „Linear ist nicht tot und nicht totzubekommen; insofern sind wir in einem sehr, sehr starken linearen Medienmarkt.

Auf den ersten Blick erscheint das als kleine Provokation in Richtung der Kollegen vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Denn bei den Intendanten und Programmdirektoren von ARD und ZDF sind „nicht-lineare Medienangebote“ und „digitale Non-Linearität“ ja längst zu Buzz Words geworden.

Mittlerweile haben einige öffentliche-rechtliche Intendanten dafür ja sogar „Labs“ eingerichtet, in denen Non-Linearität erforscht und nicht-lineare Produkte entwickelt werden sollen. Dafür soll künftig jede Menge Geld aus den linearen Programmbudgets abgezogen und in „Was mit Non-Linearität“ gesteckt werden.

Aber Horta, Kirschenhofer und Strunz wollten ihr Plädoyer für lineare Medienangebote gar nicht in erster Linie als Provokation in Richtung des für seine Linear-Flucht bekannten SWR-Chefs Kai Gniffke und dessen Intendanten-Kollegen verstanden wissen. Nein, die Drei vom Fernsehen meinen das ernst mit der Linearität und deklinieren das für alle Medien durch.

Wir brauchen lineare Strukturen im Leben und deshalb sind lineare Strukturen in der Kommunikation Maßstab setzend“, urteilt Claus Strunz in medien-universeller Absicht. Und für den Zeitungsdesigner und Trendforscher Norbert Küpper hat Strunz da tatsächlich auf eine wichtige Entwicklung aufmerksam gemacht.

Tageszeitungen entdecken Linearität als Orientierungspunkt

Die Corona-Krise hat viele Menschen dazu gebracht, sich wieder stärker auf lineare Strukturen einzulassen“, urteilt Norbert Küpper. Die Arbeit im Home-Office habe durchaus dazu beigetragen. Da wurde die lineare Struktur des Alltags einfach wieder deutlicher wahrnehmbar. … Weiterlesen in der neuen impresso-Ausgabe

Von Peter Welchering, Journalist und Dozent in Stuttgart

Dieser Artikelauszug wurde der gerade erschienenen Ausgabe 3/2021 unseres Mitgliedermagazins impresso entnommen. Geschäftsführer, Verlagsleiter und leitende Mitarbeiter der Mitgliedsverlage des SZV erhalten die Zeitschrift kostenfrei per Post

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