Wir sprachen mit Sven Schrader, Verlagsgeschäftsführer der PremiumMedia Verlags GmbH, in der das Magazin »OCTANE – Autoklassiker & Sportwagen « erscheint, über die letzten fünf und die nächsten zehn Jahre.

Das Interview führte Peter Klotzki, VDZ Geschäftsführer Kommunikation.

Der Markt für Automobilzeitschriften in Deutschland ist nicht gerade unterbesetzt, jede Nische wird gefüllt. Als also OCTANE startete, wurde welche Nische angestrebt?

Wir wollten die Position oberhalb der existierenden Marktteilnehmer besetzen. Aufgrund der zunehmenden Spreizung der Themen bei gleichzeitiger Mainstreamorientierung in den damals vorhandenen Heften empfanden wir es als sinnvoll, im deutschen Markt ein neues Premium/Lifestyle-Autoklassiker-Magazin zu profilieren. Außerdem fanden wir, dass ein Magazin mit einem
hohen Anspruch an die Textqualität bei gleichzeitig unterhaltender Leichtigkeit bei dieser faszinierenden Spezialmagazin-Sparte fehlte.

Welche Rolle spielt dabei der Name OCTANE?

Kein Licht ohne Schatten: Einerseits ist es unter unseren international aufgestellten Lesern und Anzeigenkunden eine profilierte Marke. Andererseits sorgt der englische Name bei regional orientierteren Lesern und Händlern auch einmal für Stirnrunzeln bezüglich der Aussprache und der Notwendigkeit.

Ist OCTANE eine Sammlung interessant bezeichneter Rubriken wie »Handschuhfach«, »Zielgerade«, »Zündung« – was ist der Zusammenhang?

Nein, OCTANE ist viel mehr als das. Wir versuchen immer, berühmte, interessante, seltene, wertige Autos mit einer interessanten, einzigartigen Geschichte zu zeigen. Dabei achten wir aber auch darauf, weitere Aspekte der weltweiten Klassikwelt zu porträtieren: die Menschen, die Veranstaltungen, die Contemporary Art, Lifestyle-Accessoires, die über die Beschäftigung mit Klassikern hinaus für anspruchsvolle Leser von Bedeutung sind, etc. … Und dafür haben wir u. a. die von Ihnen angesprochenen Rubriken geschaffen. Damit der Anspruch, den wir an die Berichtsgegenstände haben, auch einen würdigen Rahmen findet.

Die (Lizenz-)»Mutter« ist britisch, stammt also aus einem Land mit einer untergegangenen Autoindustrie, aber munteren, witzigen, feuilletonistischen Automagazinen – wie prägt das OCTANE?

Da wir für die großen Autofeatures die englischen Originalgeschichten so weit wie möglich nutzen, findet sich diese britische Leichtigkeit natürlich in den übersetzten Texten auch wieder. Und weil wir den Stil in Deutschland ohnehin vermissen, wenden wir ihn in den von uns lokal produzierten Geschichten natürlich auch begeistert an.

Was »bietet« OCTANE dem Leser?

Wir dürfen wohl behaupten, eine einzigartige Mischung der Themen bei überragender Bild- und Textqualität anzubieten. Die oben bereits erwähnte Leichtigkeit im Umgang mit dem Thema »Klassiker und der dazugehörige Lifestyle« führt immer wieder zu großartigen Reportagen über Autos und Menschen aus der Szene. Dabei konzentrieren wir uns auf seltene Geschichten und Fahrzeuge, wollen aber gleichzeitig niemanden ausschließen.

Was bietet OCTANE dem Anzeigenkunden?

OCTANE hat sich in den letzten fünf Jahren eine sehr anspruchsvolle und solvente männliche Leserschaft erarbeitet, die sich als Zielgruppe alles, was Männern gefällt, auch leisten kann. Mit einer verbreiteten Auflage von 18.000 Exemplaren sind wir zwar nicht der größte Titel im Markt, aber dafür bieten wir allerhöchste Affinität für hochwertige Männerprodukte bei sehr geringem Streuverlust an. Unsere Leser besitzen mehrere moderne und klassische Fahrzeuge und nutzen diese für Reisen und (organisierte) Fahr-Events im internationalen Rahmen.

Und welchen anderen Gruppen könnte OCTANE etwas bieten?

Aufgrund der geschilderten exklusiven inhaltlichen Positionierung werden wir zunehmend auf Content-Partnerschaften von anderen analogen und digitalen Medien angesprochen. Hier wird in näherer Zukunft einiges passieren. Außerdem wäre es aus meiner Sicht naheliegend, wenn wir Investoren/Partner aus der Automotive- und/oder Luxusgüterindustrie gewinnen, mit denen wir auf inhaltlicher Ebene zusammenarbeiten.

Was unterscheidet die OCTANE 2018 von der 2014?

Das Magazin hat sich viel weiter in den regionalen, zum Teil sogar lokalen Markt hineingearbeitet. Unsere zunehmende Vernetzung in den deutschsprachigen Raum/Markt führte eben 2017 zu der Einführung der bereits angesprochenen individuellen Länderausgaben für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Damit erhöhen wir das Interesse der Leser vor Ort, erreichen eine bessere Leser-Blatt-Bindung und verbessern so die Anzeigenresonanz für unsere Kunden. Am Ende finden das Leben und das Geschäft eben doch regional statt. Anders sehen das vielleicht Konzerne, aber sie täuschen sich …

Wie sehen Sie den Markt für Autozeitschriften generell, welche Zukunftsperspektiven 2025 gibt es?

Es wird immer Magazine geben, vor allem Spezialzeitschriften und darunter natürlich auch Automagazine. Für ein Nischenobjekt wie OCTANE gilt das erst recht. Allerdings stelle ich fest, dass der Trend zur zunehmenden digitalen Kommunikation unserer großen Konzern- Anzeigenkunden unsere wirtschaftliche Basis nicht gerade vergrößert. Nach meinem Empfinden liegt der Grund dafür in einer merkwürdig orthodoxen Haltung des »Entweder digital oder analog«. Mir wäre es lieber, wenn die Marketingabteilungen und ihre beteiligten Agenturen gerade in dem Bereich der »klassischen Automobile« und der »Heritage-Werbung« ihre Kernklientel nicht aus dem Auge und die »klassischen Medien« nicht aus dem Mediaplan verlieren. Stattdessen könnte der »Sowohl-als-auch«-Ansatz wie in England oder Italien angewendet werden, in dem gerade die Premiummarken neben digitaler Leadgenerierung ihre Imagewerbung nach wie vor stark in Magazinen betreiben.

Was lesen Sie ansonsten gerne jenseits von Automobilzeitschriften?

Ich lese alles, was ich in die Finger bekomme, wenn es meine Zeit erlaubt. Zum einen mache ich das seit mittlerweile 34 Jahren professionell, zum anderen war es immer auch meine persönliche Freude, gute Texte zu lesen und gute Magazine haptisch und olfaktorisch zu genießen. Ich freue mich täglich darüber, dass ich diese persönlichen Vorlieben im Job erleben kann.

Was bewegt Sie bzw. welches Auto und welches Thema?

Mich machen ein Roller, ein Motorrad, zwei klassische Autos, ein Fahrrad und der MVG in München mobil. Was mich wirklich fassungslos macht, ist das offensichtliche Ende der Idee von der Europäischen Union quer durch alle Länder und Schichten. Gesundheit ist auch mehr als nur die Abwesenheit einer Krankheit. Das merkt man aber erst, wenn man krank ist. Ich fürchte, dass es uns mit dem vereinigten Europa genauso geht.

Dieser Beitrag erschien zuerst in print&more 01/2018.