Messewirtschaft und anhängende Branchen rüsten sich für die Zeit nach der Corona-Krise

Der Messeplatz Deutschland ist in der Durchführung von internationalen Leitmessen weltweit führend. Etwa 60 Prozent der global führenden Messen finden in Deutschland statt, wo fünf der zehn größten Messegesellschaften der Welt ihren Sitz haben. Im Corona-Jahr 2020 ist jedoch alles anders – und die deutsche Messewirtschaft zählt zu den Branchen, die von der Pandemie am stärksten betroffenen sind. Die Absagen und Verschiebungen von Messen treffen aber nicht nur die Messebranche, sondern viele weitere indirekt von der Messetätigkeit abhängige Wirtschaftsbereiche, zu denen selbstredend auch die Zeitschriftenverlage zählen.

Konjunkturumfrage des Münchner ifo-Instituts liefert erste Zahlen

Wie jüngst die Entscheidung zum Verzicht auf die Hallenausstellung bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse wieder gezeigt hat, werden sich Messegesellschaften und Veranstalter langfristig auf neue Rahmenbedingungen einstellen müssen. „Die Coronakrise wird die Messewirtschaft dauerhaft verändern“ – diese Prognose als Reaktion auf die Absage aus Frankfurt scheint sich immer mehr zu bewahrheiten.

Denn dass die deutschen Unternehmen sich im Hinblick auf ihre Messe-Aktivitäten neu orientieren wollen, belegen auch die Zahlen der im August durchgeführten Konjunktur-Umfrage des Münchner ifo-Instituts.

Darin gaben 39 Prozent der deutschen Industriefirmen, die bislang auf Messen ausgestellt haben, an, ihre Teilnahme in Zukunft verringern zu wollen. Insbesondere größere Firmen wollen ihre Auftritte zurückfahren. Bei Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten sind es 47 Prozent, zwischen 500 und 1.000 sogar 49 Prozent. Eine Ausweitung ihrer Messe-Aktivitäten planen der Befragung zufolge nur zwei Prozent, 59 Prozent der Unternehmen wollen ihr Engagement beibehalten.

Digitale Formate als beliebte Alternative zu traditionellen Messen  

Messen bleiben weiter wichtig für die Unternehmen, aber sie werden sich verändern müssen“, erklärt ifo-Messeexperte Horst Penzkofer zu den August-Daten. Digitale Formate sind durch die Corona-Krise offenbar beliebter geworden und stellen mittlerweile eine Alternative zu den traditionellen Messen dar: 65 Prozent der Aussteller wollen sie in Zukunft stärker nutzen. Auch hier sind die Großen vorn: 72 Prozent sind es bei Firmen über 1.000 Beschäftigten und 74 Prozent zwischen 500 und 1.000. „Die Messegesellschaften sind schon dabei, digitale Instrumente in die Messen einzubauen oder führen digitale und hybride Veranstaltungen durch“, ergänzt Penzkofer. Auch bei der Frankfurter Buchmesse 2020 setzt man nun auf ein digitales Messekonzept.

48 Prozent der ausstellenden Industriefirmen gaben in der ifo-Umfrage zudem an, fehlende Messeteilnahmen hätten keine wirtschaftlichen Einbußen mit sich gebracht. Bei 46 Prozent war dies „in geringem Umfang“ der Fall, bei 6 Prozent allerdings „in hohem Umfang“.

Quelle: ifo Institut

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