Bei fairem Wettbewerb können die Verlage auch digital erfolgreich sein.

Von Dr. Hubert Burda

Die Digitalisierung ist kein Phänomen, das nur die Medien betrifft. Nach und nach erfasst sie jeden Wirtschaftszweig: Was vor 20 Jahren in unserer Branche begann, erreichte sehr schnell die
Musikindustrie, später den Handel, den Tourismus, die Finanzwelt und heute auch die Automobilindustrie und die Gesundheitsbranche – und damit die Industrien, in denen Europa noch
führend in der Welt ist.

Die Urgewalt der digitalen Revolution wird diese Wirtschaftsbereiche mindestens genauso spürbar verändern wie die Medien. Angesichts des großen Vorsprungs und der strategischen wie politischen Vorteile, die US-amerikanische Konzerne genießen, braucht Europa dringend eine politisch-wirtschaftliche Agenda, um nicht Wohlstand und Wachstum unseres Kontinents aufs Spiel zu setzen.

Die gesamte europäische Volkswirtschaft steht heute vor der Aufgabe, die sich unserer Branche schon vor Jahren gestellt hat: die Gestaltung der Zukunft in veränderten, digitalen Realitäten. Journalisten sind unverzichtbar. Die Zeitschriftenverleger zeigen, wie man bestehende Geschäftsmodelle erfolgreich transformiert und gleichzeitig die Chancen der digitalen Welt nutzt.

Das Magazingeschäft ist gesund und hochprotabel, weshalb wir allen Grund haben, die Herausforderungen unserer Zeit mit mehr Selbstbewusstsein anzugehen. Die Menschen in Deutschland lieben unsere Zeitschriften, und das zu Recht: Die besten Zeitschriften der Welt entstehen hier. Mit Blick nach vorne steht eines fest: Auch die digitalisierte Welt braucht die Verlage und ihre Journalisten. Gerade in weltpolitisch unruhigen Zeiten sind Journalisten unverzichtbar, um als Chronisten der Gegenwart das Weltgeschehen zu schildern und einzuordnen.

Wie kostbar und gleichzeitig gefährdet die Pressefreiheit als Grundlage des Journalismus ist und wie wichtig es ist, sie täglich neu zu verteidigen, haben wir aber nicht nur in Paris und Kopenhagen erleben müssen. Faire Rahmenbedingungen Die Zukunft unserer Branche und die Rolle des Journalismus in der digitalisierten Medienwelt hängen eng mit den notwendigen politischen Weichenstellungen zusammen.

Ziel der Politik sollte es sein, einen ordnungspolitischen Rahmen zu setzen, der uns die erfolgreiche Transformation unseres Magazingeschäfts ermöglicht und darüber hinaus Chancengleichheit in der digitalen Welt garantiert. Hinter dieser Maxime stehen eine ganze Reihe von Politikfeldern: ein Datenschutzrecht, das für alle Wettbewerber gelten muss, die Bürger angemessen schützt, aber auch den Journalismus nicht gefährdet; ein robuster urheberrechtlicher Schutz unserer Inhalte; die Verhinderung von Wettbewerbsverzerrungen durch öffentlich-rechtliche Medienangebote; ein faires Steuersystem; die Abwehr immer wieder drohender Werbeverbote, die die Presse massiv beschädigen würden, und nicht zuletzt eine zeitgemäße kartellrechtliche Betrachtung der Verlagsbranche bei gleichzeitiger konsequenter Anwendung des Wettbewerbsrechts auf digitale Monopolisten.

Gerade dieser wettbewerbsrechtliche Komplex wird längst nicht mehr nur in Verlagskreisen diskutiert, sondern im Zuge der digitalen Veränderung auch in nahezu allen anderen Wirtschaftsbereichen. Erneut zeigt sich jetzt die Rolle der Verlage als Vordenker in den politischen und wirtschalichen Debatten unserer Zeit. Wie kaum einem anderen Verband gelingt es dabei dem VDZ, den öffentlichen Diskurs mit hörbarer Stimme mitzugestalten. Diese Kraft unserer Branche gilt es auch weiterhin im Sinne der Pressefreiheit und des fairen Wettbewerbs in der digitalisierten Welt einzusetzen.