Akzeptanz gendergerechter Sprache durch zunehmende Präsenz in den Medien nicht gestiegen

Gegenüber der Verwendung einer geschlechterneutralen Sprache bestehen bei den Deutschen weiterhin erkennbare Vorbehalte. Eine klare Mehrheit der deutschen Bevölkerung lehnt deren Verwendung in Medien und Öffentlichkeit ab. Die zunehmende Präsenz einer gendergerechten Sprache hat deren Akzeptanz somit nicht gesteigert, wie eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap zeigt. Der MDR und die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg starten nun ein gemeinsames Forschungsprojekt zur Wirkung gendersensibler Sprache in Radio-Nachrichten.

Rund zwei Drittel der wahlberechtigten Deutschen zeigen Vorbehalte  

Wie stehen die Deutschen zur Nutzung einer Gendersprache in Presse, Radio und Fernsehen sowie bei öffentlichen Anlässen? Im Auftrag der Zeitung „Welt am Sonntag“ wurden dazu im Mai 2021 durch infratest dimap knapp 1.200 Wahlberechtigte in Deutschland per Telefon- und Online-Interviews befragt. Das Ergebnis: Rund zwei Drittel der Wahlberechtigten (65 Prozent) lehnt deren Verwendung in Medien und Öffentlichkeit ab. Gegenüber der letzten Umfrage aus dem Jahr 2020 ist das ein Plus von neun Prozentpunkten – trotz einer zunehmenden Präsenz von gendergerechter Sprache.

Fürsprecher finden sich am ehesten unter den Anhängern der Grünen

Personen mit höherer Schulbildung und die jüngere Generation zeigen sich weiter grundsätzlich offener gegenüber einer gendergerechten Sprache wie beispielsweise dem sogenannten „Binnen-I“. Aber auch unter ihnen sind die Befürworter zurzeit in der Minderheit. Sichtbare Vorbehalte bestehen in allen politischen Lagern, so das Ergebnis der Befragung. Fürsprecher finden sich am ehesten unter den Anhängern der Grünen. Aber auch von ihnen steht aktuell die Hälfte der Verwendung in Medien und Öffentlichkeit ablehnend gegenüber.

Forschungsprojekt zum Einfluss das Gendern auf das Verständnis von Nachrichten

Zahlreiche wissenschaftliche Studien beschäftigen sich mittlerweile damit, Erkenntnisse zu einer gendersensiblen Sprache auf eine empirische Basis zu stellen und so Fakten für die emotionale Debatte zu liefern. Wenig untersucht ist dabei bislang, welche Wirkung gendersensible Sprache auf das Verständnis von journalistischen Inhalten hat. Hier setzt ein neues Forschungsprojekt der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) mit dem Nachrichtenradio MDR AKTUELL an. Mit den empirisch erhobenen Ergebnissen sollen Erkenntnisse gewonnen werden, welche Vor- oder Nachteile eine Nutzung gendersensibler Sprechweise bei Radio-Nachrichten hat. Die Veröffentlichung erster Ergebnisse ist für das Jahr 2022 geplant.

Quellen: infratest dimap; MDR

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