Rückgang bei den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen

Erste Trends und Umfragen bei Betrieben zu den Planungen für das kommende Ausbildungsjahr deuten auf Unsicherheit und Zurückhaltung beim Ausbildungsplatzangebot hin.

Auch wenn sich die genauen Effekte der Corona-Pandemie derzeit noch nicht beziffern lassen, zumal drei Viertel der Ausbildungsverhältnisse von Klein- und Kleinstbetrieben üblicherweise erst in den Sommermonaten geschlossen werden, so warnen Experten schon jetzt vor den Folgen der Krise für den Ausbildungsmarkt.

Anlässlich der monatlichen Pressekonferenz der Bundesagentur für Arbeit (BA) sagte der BA-Vorstandsvorsitzende Detlef Scheele heute in Nürnberg, der Arbeitsmarkt stehe wegen der Corona-Pandemie weiterhin stark unter Druck und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern sei nach wie vor rückläufig.

250.000 Ausbildungsstellen im Mai noch unbesetzt

Was den Ausbildungsmarkt betrifft, so werden laut BA zwar nach wie vor Ausbildungsstellen gemeldet und Abschlüsse von Ausbildungsverträgen mitgeteilt, allerdings nicht in demselben Umfang wie sonst üblich: Von Oktober 2019 bis Mai 2020 meldeten sich bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern 400.000 Bewerber für eine Ausbildungsstelle, das sind 39.000 weniger als im Vorjahr. Von diesen waren 229.000 im Mai noch auf der Suche. Gleichzeitig waren 463.000 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, was einem Rückgang von 46.000 bzw. 9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.  Eine Abnahme der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen war in allen Bundesländern zu verzeichnen. Das Minus fiel, prozentual betrachtet, am stärksten aus in Bremen, gefolgt vom Saarland, Thüringen und Berlin.

Auffällig zurückgegangen sind im Vergleich zum Vorjahr vor allem gemeldete Ausbildungsstellen in Gastronomie und Hotellerie, im Friseurhandwerk, in Maschinenbau- und Betriebstechnik, in der Elektrotechnik, in kaufmännischen Berufen, in Informatikberufen, im Lebensmittelverkauf und im Berufskraftverkehr. Im Mai waren insgesamt noch 250.000 Ausbildungsstellen unbesetzt.

Kammern und Verbände planen virtuelle Speed Datings und Ausbau der Lehrstellenbörsen

Insgesamt ist der Ausbildungsmarkt im Mai noch sehr in Bewegung. Deshalb ist es nach Einschätzung der BA für eine fundierte Bewertung zu früh. Die Spitzen der Partner der Allianz für Aus- und Weiterbildung haben sich dennoch Ende Mai bereits auf ein umfangreiches Maßnahmenpaket verständigt, dass die Corona-Folgen für die Ausbildung abfedern soll.

Das vereinbarte Paket solle dazu beitragen, „bestehende Ausbildungsverträge zu erhalten und neue Ausbildungsangebote zu ermöglichen“, fasst Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), die Zielrichtung der Maßnahmen zusammen.

Kammern und Verbände werden zum Beispiel virtuelle Speed Datings ausprobieren, die Kammern ihre Lehrstellenbörsen ausbauen und sich intensiv dafür einsetzen, dass Azubis trotz schwieriger Rahmenbedingungen ihre Abschlussprüfungen ablegen können.

In einem offenen Brief äußerte zu Beginn dieser Woche die Bildungsdirektorin des Börsenvereins des deutschen Buchhandels, Monika Kolb, ihre Befürchtung, dass Buchhandlungen und Verlage in Zeiten der Corona-Krise an Ausbildungskosten sparen. Sie appellierte an die Unternehmen, auf den Nachwuchs zu setzen und die Hilfen des Börsenvereins beim Thema Ausbildung in Anspruch zu nehmen.

 

Weiterführende Informationen:

BA – Der Arbeitsmarkt im Mai 2020

Duale Ausbildung in der Corona-Krise verlässlich fortführen: Gemeinsame Erklärung der Allianz für Aus- und Weiterbildung

„Junge Nachwuchskräfte braucht die Branche“ – Offener Brief von Monika Kolb  

 

Quellen: Bundesagentur für Arbeit (BA); Allianz für Aus- und Weiterbildung; DIHK; Börsenblatt
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