Kommission Redaktion der Deutschen Fachpresse veröffentlicht aktuelle Chefredakteursumfrage zum Anforderungsprofil in Fachredaktionen

Auf den ersten Blick scheint nicht viel anders: Zentrale Ergebnisse aus früheren Umfragen haben sich in der neuesten Auflage der Chefredakteursumfrage bestätigt und schon früher identifizierte Entwicklungen fortgesetzt. Einschlägiges Fachwissen und Zielgruppenkenntnisse sowie das journalistische Handwerkszeug gelten weiterhin als Kernkompetenzen und damit als Schlüsselqualifikationen für Fachredakteur:innen. Aber auch die digitale Kompetenz belegt als relevante Qualifikation den dritten Platz. Als Voraussetzung für eine Einstellung in einer Fachredaktion gilt größtenteils weiterhin ein abgeschlossenes Hochschulstudium, gerne gesehen ist nach wie vor auch ein Volontariat. Veränderungen zeigen sich in der aktuellen Umfrage in den freien Anmerkungen. Sie werden vor allem im Arbeitsumfeld wahrgenommen, auch gerade aufgrund der Corona- Pandemie. Einblicke in die aktuellen Anforderungen und die Stimmungen in den Fachredaktionen bietet die Chefredakteursumfrage 2020 der Kommission Redaktion der Deutschen Fachpresse, an der zwischen Juli und September 2020 insgesamt 275 Chefredakteur:innen teilgenommen haben.

Contenterstellung bleibt wichtigste Aufgabe, geteilte Meinung bei verlagsunterstützenden Tätigkeiten

Die Produktion von Content, von der Inhalteerstellung bis zur Aufbereitung für unterschiedliche Publikationskanäle, nimmt unter den Aufgaben der Fachredakteur:innen weiterhin den größten Stellenwert ein, wie aus der Chefredakteursumfrage hervorgeht. Auf dem zweiten Platz folgt hier die Akquise und Bearbeitung von Fremdinhalten, mit einigem Abstand dann Themenplanung und Konzeption auf dem dritten Platz. Der Anteil an der Arbeitszeit steht dabei im Zusammenhang mit der bewerteten Relevanz der Aufgaben.

Die Umfrage bestätigt zudem, dass Fachredakteur:innen zunehmend auch in anderen Verlagsbereichen mitwirken. Dazu gehören Advertorials und PR-Arbeit für Kunden sowie die Unterstützung der eigenen Anzeigen- und Vertriebsabteilung. Erstmals abgefragt wurde hierbei, wie kritisch Chefredakteur:innen dies bewerten. Grundsätzlich zeigt sich dabei ein geteiltes Meinungsbild.

Wichtig bleibt es für Fachmedien, in den sozialen Medien präsent zu sein. Das Ranking der relevanten Social-Media-Kanäle führt wie zuletzt Facebook an, es wird von 75 % der Befragten bespielt. Auch ansonsten liegen die Werte nahe bei denen aus der Umfrage 2017, wobei die Business-Netzwerke LinkedIn und Xing in der Bedeutung etwas zugenommen haben. Unter „Sonstige“ war TikTok die häufigste Nennung, „Clubhouse“ spielte zum Zeitpunkt der Umfrage noch keine Rolle. Im Hinblick auf die IT-Ausstattung zeigen sich keine Änderungen, obwohl drei Jahre seit der letzten Umfrage vergangen und die Digitalisierung weiter vorangeschritten ist.

Wichtig bleibt es für Fachmedien, in den sozialen Medien präsent zu sein

Wichtig bleibt es für Fachmedien, in den sozialen Medien präsent zu sein (Quelle: Deutsche Fachpresse)

Corona-Pandemie beeinflusst journalistische Arbeit erheblich

Mit der Corona-Pandemie wurde die Chefredakteursumfrage 2020 von einem Ereignis begleitet, dass es bei den Umfragen zuvor nicht gab. Aus aktuellem Anlass nahm die Kommission Redaktion daher einen Fragenbereich hierzu auf. Dabei zeigte sich, dass die Pandemie enorme Auswirkungen auf die Arbeit in Fachredaktionen hat: Homeoffice, Digitalisierung und Dezentralisierung redaktioneller Prozesse sowie massive Beeinflussung von Recherche und Networking durch den Wegfall von Veranstaltungen, Messen und Kongressen. Die Umfrage zeigt in den freien Kommentaren ein geteiltes Stimmungsbild. Genannt werden sowohl negative Auswirkungen wie Sparmaßnahmen und Kurzarbeit, als auch positive Bewertungen, etwa in Bezug auf weniger Pendelzeiten und Dienstreisen.

Auf das Arbeitsaufkommen in den Redaktionen hat sich dies jedoch nur bedingt ausgewirkt. Gleichbleibende und zurückgegangenes Arbeitsaufkommen hält sich die Waage mit den Angaben zur Zunahme bzw. starken Zunahme. Anmerkungen bei den offenen Fragen geben gute Hinweise auf die Gründe: Auf der einen Seite wurde vereinzelt genannt, dass aus Kostengründen der redaktionelle Output insbesondere bei Printobjekten, etwa durch Zusammenlegungen, reduziert wurde, auf der anderen Seite gaben einige Chefredakteur:innen an, die Onlineangebote deutlich ausgebaut zu haben.

Kernergebnisse und ausführlichere Erläuterungen zu den verschiedenen Fragekomplexen der Chefredakteursumfrage 2020 sind in einem Executive Summary der Kommission Redaktion zusammengefasst und können von Mitgliedern der Deutschen Fachpresse bei Martina Seiring bestellt werden.

Quelle: Deutsche Fachpresse

Mehr zum Thema:

SZV-Volontärskurs Print/Online Publishing 2021

Zeitschriften remote produzieren

Clubhouse für Fachmedien

Mit Audio-Content neue Zielgruppen erschließen

Neuer Termin und neues Format für die B2B Media Days

Gesucht: Die besten deutschen Fachmedien und Fachjournalisten

Glaubwürdigkeit und Relevanz: Fachmedien in Zeiten von Corona

Abbildungen © Karolina Grabowska from pexels; Deutsche Fachpresse