Dr. Volker Breid, Geschäftsführer der Motor Presse Stuttgart, ist neuer Präsident des Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger-Verbandes (SZV). Im Interview spricht er über Herausforderungen und seine Agenda.

Herr Dr. Breid, Sie haben sich neben Ihrer herausfordernden Aufgabe als Chef der Motor Presse Stuttgart für ein anspruchsvolles Ehrenamt entschieden: Was motiviert Sie zum Ehrenamt?

Ich habe die Arbeit der Landesverbände während meiner Münchner Zeit bei G+J und hier in Stuttgart bei der Motor Presse immer als sehr hilfreich und wertvoll empfunden. Das Verlagsgeschäft konnte ich über die Jahre hinweg aus der Perspektive kleiner, mittlerer und großer Verlage, national und international, kennenlernen. Die digitale Transformation begleitet mich von meinem ersten Arbeitstag in der Medienbranche an. Das gibt mir das Gefühl, ein paar wichtige Erfahrungen mit einbringen zu können. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen haben die Verlage und ihre Verbände, wie ich finde, eine besondere Verantwortung. Als das Amt an mich herangetragen wurde, habe ich das als große Ehre empfunden und mich über das mir entgegengebrachte Vertrauen sehr gefreut, zumal damit an eine alte Tradition angeknüpft wird. Denn einer meiner Vorgänger als Geschäftsführer der Motor Presse, Ralf Hoffmann, ist Ehrenvorsitzender des SZV. Am Ende erging es mir dann wie Toni Polster, der zu seinem Wechsel vom 1. FC Köln zu Borussia Mönchengladbach 1998 sagte: »Ich habe es mir sehr genau überlegt und dann spontan zugesagt.«

Wie sehen Sie den SZV aufgestellt, wie bewerten Sie die Verlagslandschaft in dem »Großgebiet« mit vier Bundesländern? Wohin geht die Branche hier, was zeichnet diese aus?

Als größter und mitgliederstärkster Landesverband nimmt der SZV sicherlich eine besondere Stellung ein. Das zeigt sich nicht zuletzt in seinem umfassenden Leistungsangebot für die Mitglieder, seinen Publikationen und Veranstaltungen sowie seiner tatkräftigen Unterstützung des VDZ auf Bundesebene.

Dabei spielt die SZV-Mitgliederstruktur mit rund 130 Verlagen aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit ihrer großen Vielfalt eine nicht unwesentliche Rolle. So ist der SZV als Anwalt und Berater der Zeitschriftenverlage stets darauf bedacht, die Interessen aller Verlage – unabhängig von ihrer Größe und Ausrichtung – zu berücksichtigen. Es liegt sozusagen in der DNA des SZV, die Zeitschriftenbranche grundsätzlich als Ganzes zu sehen. Das zeichnet dann zugleich die Branche im Südwesten aus: eine große Vielfalt an Verlagen, die mit den unterschiedlichsten altbewährten und neuen Geschäftsmodellen erfolgreich am Markt unterwegs sind.

Was ist Ihre Agenda an der Spitze im Südwesten?

Zunächst einmal gilt es, die hervorragende Arbeit meines Vorgängers, Dr. Werner Neunzig, sowie der Kollegen im Vorstand und in der Geschäftsstelle im Sinne der Mitglieder erfolgreich fortzusetzen. Dazu gehört nicht zuletzt, den kleinen wie auch großen Mitgliedsverlagen unablässig die Bedeutung der Verbandsarbeit in der Rollenverteilung zwischen Fach- und Landesverbänden zu vermitteln.

Im Hinblick auf die großen und oftmals komplizierten Themen – vor allem im Bereich Medienpolitik – ist das nicht immer einfach. Doch nur wenn wir ein gemeinsames Verständnis von unseren Interessen und Zielen haben, können wir in diesen turbulenten Zeiten auch etwas bewegen.

Auf der anderen Seite gilt es natürlich, den Verlagen einen konkreten Nutzen zu bieten, sei es in Sachen Rechtsberatung und Tarifpolitik, durch Unterstützung bei der Suche nach Nachwuchskräften oder schlichtweg beim Vermitteln von Kontakten und Expertenwissen. Am Ende muss jeder Verleger auf seinem mentalen Konto einen Schlussstrich ziehen und sagen: »Ja, der Mitgliedsbeitrag war eine gute Investition.« Das gibt uns dann auch die Möglichkeit, neue Verlage für eine Verbandsmitglied­schaft zu begeistern.

Was sind Ihre Vorstellungen in der Zusammenarbeit mit dem VDZ, den Sie ja auch schon gut aus Ihrer Tätigkeit im PZ-Vorstand kennen?

Als Dachverband der Zeitschriftenverleger wird der VDZ von seinen Mitgliedern, den fünf Landesverbänden, getragen und vertritt deren Interessen auf nationaler und internationaler Ebene. Gleichzeitig findet im Tagesgeschäft ein enger Austausch zwischen dem SZV und dem VDZ statt, von dem beide Parteien profitieren. Entsprechend positiv bewerte ich die aktuelle und auch zukünftige Zusammenarbeit. Beide Seiten gut zu kennen ist sicher von Vorteil, wenn es einmal zwischen unterschiedlichen Perspektiven zu vermitteln oder zu priorisieren gilt. Und ich kann mir vorstellen, dass eine klare Rollenverteilung bei gegebenen Finanzmitteln künftig noch wichtiger wird.

Die Motor Presse Stuttgart behauptet sich mehr als gut im Medienwandel. Was sind die Gründe?

Das Geschäft ist auch für uns herausfordernd, insbesondere im internationalen Bereich, wo auch wir zu kämpfen haben. Im Inland behaupten wir uns in der Tat sehr gut. Special-Interest-Medien haben es da vielleicht auch etwas leichter, denn wir bedienen die wirklichen Leidenschaften der Menschen, die neben Familie und Beruf oft das Wichtigste in ihrem Leben sind. Die emotionale Bindung an unsere Marken ist daher gerade bei den Enthusiasten in unseren Themengebieten sehr hoch. Die Werbewirkung der SI-Medien im Kaufentscheidungsprozess steht außer Frage und unsere Inhalte sind in der Regel langlebig, was große Vorteile auch im Digitalgeschäft mit sich bringt. Ansonsten pflegen wir unser Kerngeschäft, verfügen über ein leistungsfähiges CRM und haben ein profitabel wachsendes digitales Inhalte-Geschäft aufgebaut, das wir gezielt um andere digitale Geschäftsmodelle ergänzen. Daneben verfügen wir mit dem Eventbereich über eine dritte bedeutende Säule unseres Geschäfts, die sich sehr erfreulich entwickelt. Schließlich agiert unsere crossmedial aufgestellte Vermarktung mit hoher Kompetenz, personeller Kontinuität und Verlässlichkeit am Markt. Sie hat einen großen Anteil daran, dass wir uns als mittelständischer Verlag in einem sich konsolidierenden Markt sehr gut behaupten können.

Haben Sie ein persönliches Motto?

»Lebe so, wie du denkst. Sonst wirst du irgendwann so denken, wie du lebst.« Wenn man wie ich vom Land kommt, wo jeder jeden kennt und man sich ständig Gedanken darüber macht, was wohl die anderen Leute über einen selbst denken, ist das ein hehres Ziel. Ich versuche trotzdem, es nicht aus den Augen zu verlieren und mir einen gesunden inneren Abstand zu bewahren.

Und verraten Sie uns Ihre Lieblingszeitschrift?

Selbstverständlich liegen mir alle unsere Blätter besonders am Herzen. Und ich möchte auch den »Economist« nicht mehr missen. Aber eine absolute Ausnahmestellung nimmt bei mir »11Freunde« ein. Meist lese ich – beginnend mit der Günter-Hetzer-Kolumne ganz hinten – fast alle Geschichten mit großer Begeisterung. Dabei blicke ich bisweilen etwas wehmütig auf die Idole meiner Jugend zurück, staune über ungeahnte Einblicke in die moderne Welt des Fußballs oder amüsiere mich einfach nur köstlich. Mein »11Freunde«-Archiv ist jederzeit scheckheftgepflegt, die »11Freunde«-Dauerkarte immer am Mann.

Das Interview führte Peter Klotzki.

Dieser Beitrag erschien zuerst in print&more 03/2016.